Ostern 2025

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# Predigten

Ostern 2025

Joh. 20,11-18                                                     Ostersonntag
Ev. Thomaskirche Overberge
                             20. April 2025

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,

Die christlichen Kirchen, so sagen Politiker gerne in letzter Zeit, sollten sich mehr um den Kern der christlichen Botschaft kümmern und sich nicht so sehr um Tagespolitik kümmern.

Was sie dann meinen und Tagespolitik nennen: Die die Sorge um und für die Armen beispielsweise, oder wenn sich Kirche für Verfolgte, Bedrängte und Benachteiligte einsetzt. Wenn sich Kirche klar positioniert, wenn es um Kürzungen von Sozialleistungen oder gar Streichungen, wie in den USA, geht.

Oder sich für den Frieden einzusetzen, egal ob in der Nachbarschaft, im Ort, dem Land oder der Welt. Kriegsertüchtigung, wie aktuell in Deutschland diskutiert, nicht als „normal“ oder gar „gut“, sondern als vielleicht nicht vermeidbares Übel zu bezeichnen.

Politisches Tagesgeschäft, aus dem sich die Kirche(n) doch bitte raushalten mögen.

Gerne auch, wenn sich Kirche zu Umweltthemen äußert:  Die Bewahrung der Schöpfung anmahnt, die Vermeidung von Treibhausgasen, dass Tiere und Pflanzen geschützt und vom Menschen nicht bedroht werden. 

Das alles wird gerne aktuell immer mal wieder als nicht wirklich kirchlich kritisiert.  Das ginge Kirche nichts an. Wir sollten uns um „das Eigentlich“ kümmern.

Aber was ist das Eigentliche, das Zentrum des christlichen Glaubens?

Nun, die Sorge um die Armen und alles, was damit zusammenhängt, ist wirklich weder das Eigentliche noch das Zentrum des christlichen Glaubens. Auch nicht, als Friedenswächter, -hüter oder -bewahrer in dieser Welt aufzutreten. Nein, auch das ist es nicht. Und, so schön und so wichtig die gute Schöpfung Gottes ist, die es zu bewahren und zu fördern gilt; sie ist nicht das Zentrum oder das Eigentliche unseres Glaubens und christliches Tuns.

Wäre es so, brauchten wir Christen Ostern nicht und auch nicht die Geschichten, die uns davon erzählen. 

Von Maria von Magdala z. B., von der wir gerade gehört haben. Bei ihr hätte es auch passieren können, dass sie das Zentrum, das Eigentliche christlichen Glaubens aus den Augen verliert: Zu sehr verhaftet schien sie gewesen zu sein in dem, was man ganz vordergründig für wichtig und zentral halten konnte: Dass da einer war, der sich für Gerechtigkeit und Frieden und die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt hatte. Und dass der nicht mehr lebte. Von Trauer erfüllt findet sie ihren Weg zum Grab. – Mehr hatte sie weder geglaubt noch gehofft.

Schade eigentlich, könnten wir heute sagen. Aber so war es damals bei ihr und allen anderen, die Jesus kannten, ja sogar bei denen, die ihm über zwei, drei Jahre hinweg auf engen Schritten gefolgt waren: „Versteht ihr noch nicht“, hatte er sie schon einige Male vor seinem Tod fragen müssen. Jetzt, danach, war es auch nicht anders.

Denn dass Jesus sich um die Armen, Schwachen, Verfolgten und Bedrängten gekümmert hat, steht ganz außer Frage. Frieden wollte er im Kleinen wie im Großen. Und die Achtung vor der Schöpfung Gottes. Auch war ihm wichtig, dass die Menschen, die ihm nachfolgten, es ihm gleich taten und auch weiterhin gleich tun sollen, steht völlig außer Frage. Aber das alles war und ist nicht das Eigentliche.

Maria von Magdala war traurig, dass der, der so viel Gutes getan und angefangen hatte, nun nicht mehr lebte. Sie wollte ihm – und ganz bestimmt auch seiner Botschaft in all ihren Facetten – ein ehrendes Andenken bewahren. Wollte sein Grab würdevoll gestalten und bestimmt auch dafür herhalten, dass Jesus in ihren Gedanken und der vieler weiterer Menschen weiter leben würde (wie wir es heute so gerne formulieren). Denn: Er war tot., dachte sie. Daran schien sich nichts ändern zu lassen. Seine Botschaft aber, sein Geist und seine Ideen sollten weiterleben.

Mit wie viel Unverständnis und wachsender Trauer muss sie auf das leere Grab und den Menschen, der sie fragt, warum sie denn weine, reagiert haben! – Als ob das eine Frage sei!

Für Maria war es natürlich so: Sie war traurig, dass Jesus, der Anführer ihrer Bewegung, nicht mehr lebte. Ohne ihn, würde es nicht einfach sein. Sie und die anderen würden versuchen, so weiter zu machen, wie Jesus es ihnen geboten hatte. Klar. Aber ohne ihn....

Ihr, wie alle anderen Jüngerinnen und Jünger. war nicht klar, dass all die Botschaften und Taten, die damals und heute von so vielen als zentral angesehen wurden und werden, gar nicht das Eigentliche sind, sondern die Strahlen und die Früchte, die vom Eigentlichen ausgehen.

Ginge es nur um die Sorge um den Nächsten, ginge es nur um Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung, könnten wir uns Jesu Nachfolger nennen, oder die Nachfolger von Mahatma Gandhi, Häuptling Seattle oder meiner Oma. Ihnen allen war wichtig, dass die Menschen und jeder einzelne also ich auch, dass wir gut zu anderen sind, keine Vorurteile hegen, nicht egoistisch sind und auf die Bedürfnisse anderer achten. Dass wir den Frieden mehren und die Natur schützen, dass wir uns selbst nicht zu ernst nehmen und vor scheinbaren Autoritäten keine Angst haben.

Ja, das ist alles wichtig, das zeichnet – auch, vielleicht sogar ganz besonders – den christlichen Glauben aus. Aber es ist nicht das Zentrum. Es gab so viele in der Geschichte der Menschheit, denen diese Ziele auch wichtig waren, die dafür warben und auch dafür gestorben sind. Bekannte und Namenlose.   ---   Aber nur einen, der aus dem Tod erstanden ist.

Er, Christus, der den Tod überwunden hat, wendet sich den Menschen zu. Er spricht Maria an – und sie erkennt ihn. Etwas später im Kapitel spricht er die Jünger an – und auch sie erkennen ihn. Er ruft sie auf, ihm nachzufolgen, auch und gerade nach Tod und Auferstehung. „Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch“, sagt er. Und das gilt auch uns.

Daher steht eben nicht die Sorge um den Nächsten im Mittelpunkt christlichen Glaubens und der christlichen Kirchen, sondern der Glaube an die Auferstehung. Der Dienst an Mensch und Natur ist Folge des Glaubens an die Botschaft, dass Jesus lebt. 

Ein modernes Beispiel: Nicht die Räder treiben das Auto an, sondern der Motor. Aber ohne Räder kann das Auto nicht fahren.

Die Räder sind das, was wir als Christen und als Kirche tun oder tun sollten. Wir haben drei davon: Gerechtigkeit und Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Ohne dass diese Räder sich bewegen, steht unser Glauben und christliches Leben still. Bewegt sich nichts so, wie es von uns erwartet wird und wofür wir die Kraft bekommen. – Nämlich vom Motor, der Botschaft, dem Glauben an die Auferstehung Jesu von den Toten. Denn der Motor ist das wichtigste. Wenn er nicht gepflegt wird, wenn wir nicht auf ihn achten, dann wird das alles nichts. Und wenn wir ihn gar aus dem Auto verbannen (oder er sich selbst entfernt), bleibt alles stehen.

Ostern heißt: Der Motor ist da und läuft – um die Räder (unsere guten Taten, zu denen wir aufgerufen sind) voranzutreiben. Aber der Motor ist das Wichtigste, das Zentrum. Er ist die Kraftquelle für Maria von Magdala, die Jünger, für uns. Ganz direkt. Jeden Tag. Wir dürfen Ostern feiern und allen sagen, warum. 

Daher gilt: Nicht die Sorge um Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ist das Zentrum unseres Glaubens, sondern praktische und nötige (!) Folge des eigentlichen Kerns, nämlich der Botschaft: Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Das ist unser Zentrum. Das gilt es weiter zu sagen und heute zu feiern. – Amen.

 

Und der Friede Gottes...

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